Die Zen Praxis

Die Praxis der Zen Peacemakers ist die Meditation: das Zazen und Kinhin, das Sitzen und Gehen in vollkommener Achtsamkeit im Hier und Jetzt. Die Praxis der Zen Peacemakers ist aber vor allem der Alltag, das Eintauchen ins Ungewisse des nächsten Augenblicks. Um in der sozialen Aktion als Friedensstifter zu wirken, verwenden wir verschiedene Methoden und "Werkzeuge".

  • ZaZen ist die Praxis des Zurückkommens zum Hier und Jetzt, in genau diesen Moment, zurückkommen zur Natürlichkeit und Nähe, zur Schlichtheit unserer wahren Natur. ZaZen heisst uns nicht abzutrennen vom Leben, sondern es voll zu leben so wie es ist, immer in Transformation, freundlich und Kummer bereitend. ZaZen ist der Pfad zum Aufwachen: Aufwachen zu dem was wir wirklich sind, zum Bedürfnis anderen zu dienen und zur Verantwortung für alles Leben. Wie können wir dies verwirklichen?

  • Sitze auf dem vorderen Drittel deines Kissens oder Stuhles, so dass deine Hüften höher sind als deine Knie, dein Bauch frei beweglich und dein unterer Rücken ohne Spannung. Das Becken ist nach vorn geneigt. Dein Kopf balanciert locker auf dem Nacken. Dein Kinn zeigt weder hinauf noch hinunter, es ist nur leicht hineingezogen. Die Schultern fallen natürlich nach unten, so als wären sie zurückgezogen und nach hinten geworfen. Schwinge den Körper leicht von einer Seite zur Anderen um deine Mitte zu finden. Lege deine Hände in den Schoss oder auf deine Oberschenkel, forme das "kosmische Mudra" indem deine rechte Hand, die linke Hand hält mit den Handflächen nach oben. Die Daumen berühren sich sanft und formen einen Kreis, "weder Berg noch Tal". Lege die Zunge hinter die obere Zahnreihe an den Gaumen. Deine Augen sind leicht geöffnet, der Blick fällt ungefähr einen Meter weit vor dir auf den Boden. In Wirklichkeit geht er aber nach innen: du betrachtest nichts, selbst wenn du alles siehst.

  • Die Kelten fanden Orte wie Höhlen oder Quellen, wo Weltliches und Magisches einander durchdringen konnten, und sprachen von "dünnen Orten". ZaZen is eine Art "dünner Ort", wo wir erfahren können, dass es grundsätzlich keine Trennung gibt zwischen uns und anderen, das was wir suchen immer sehr nahe ist, immer gleich hier. Der einzige Ausweg uns von unserer Gier, Ärger und Unwissenheit zu befreien ist durch die "enge Türe" zu gehen. Durch eine enge Türe, über eine Schwelle gehen beinhaltet, dass wir uns bemühen hinzuschauen, dass wir uns bewegen uns zu öffnen, dass wir uns hingeben uns zu transformieren. Alle Sinneswahrnehmung und auch unser Denken ist dann wie "draussen vor dem Tor". Zazen ist Heimkommen zum Frieden und in die Stille. Zazen ist wirklich eine sehr einfache Übung und es braucht dafür keine komplizierte Anweisung. Wenn wir die alten Zen Meditations Anweisungen studieren, sehen wir immer wieder, wie schlicht diese sind. Sitze in der ordnungsgemässen Haltung und achte auf den Körper, den Atem und den Geist.

    Weitere Lektüre zum Download:

Das Zen Studium

Das Zen Studium ist neben der Meditation die Grundlage des Zen Peacemakers. Das Studium ist eine Verinnerlichung von ethischen Leitsätzen im stillen Dialog mit sich während des Tages oder im Gespräch zum Beispiel in einem Retreat der Zen Peacemaker Sangha.

    • Nichtwissen

      Wir lösen uns von festgefahrenen Vorstellungen über uns selbst und über andere Menschen, um möglichst offenherzig die verschiedenen Stimmen wahrzunehmen.

    • Gewahrsein:

      Wir hören allen Stimmen aufmerksam zu – ganz besonders jenen, die unseren Ansichten widersprechen.

    • Liebende Aktion

    Unser Handeln hat eine breite Basis und ist eine Antwort auf aktuelle Bedürfnisse.

    Weitere Dokumente zum Download:

    • Gewaltlosigkeit und Ehrfurcht vor dem Leben.

    • Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung.

    • Toleranz und Leben in Wahrhaftigkeit.

    • Gleichberechtigung und Partnerschaft von Mann und Frau.

    • Sorgsamkeit und Verantwortung für die heiligen Elemente des Universums Erde, Wasser, Luft und Feuer und Respekt für die Abhängigkeit allen Lebens.

    • Ich bin nicht getrennt von all dem was ist.

    Die Praxis: Nicht töten.

    • Ich bin in Frieden mit dem was ich habe.

    Die Praxis: Nicht stehlen

    • Ich begegne alle Wesen mit Respekt und Würde.

      Die Praxis: Schlichtes Verhalten.

    • Ich höre und spreche vom Herzen.

      Die Praxis: Nicht lügen.

    • Ich pflege einen Geist des klaren Sehens.

    Die Praxis: Nicht ignorant sein.

    • Ich aktzeptiere bedingungslos was jeder Moment bietet.

    Die Praxis: Nicht über Fehler anderer sprechen.

    • Ich spreche was ich als wahr erkenne ohne Schuldzuweisung.

    Die Praxis: Sich nicht über andere stellen.

    • Ich gebrauche alle Zutaten meines Lebens.

    Die Praxis: Nicht geizig sein.

    • Ich transformiere Leiden in Weisheit.

    Die Praxis: Nicht ärgerlich sein.

    • Ich stelle mein Leben in den Dienst des Friedens.

    Die Praxis: Nicht schlecht denken über Eins-Sein, Vielfalt und Harmonie

    Weitere Dokumente zum Download:

Unsere “Werkzeuge”

Um als Friedensstifter zu wirken, verwenden wir verschiedene Methoden und "Werkzeuge", von denen wir hier die wichtigsten darstellen möchten.

  • Das Kreisgespräch (siehe auch Council, The Ojai Foundation) ist eine Methode der Kommunikation in Gruppen, welche als Kernessenz „aus dem Herzen sprechen und mit dem Herzen hören“ in sich trägt. In den ZenPeacemaker-Kreisen findet das Kreisgespräch regelmäßig in Retreats Verwendung, ebenso aber auch bei den Tagen der Reflektion in der Gruppe, in Supportgruppen und Meetings der Arbeitsgruppen.

    Die sechs Grundregeln für den Kreis des tiefen Zuhörens

    Mit dem Herzen sprechen.

    Die Praxis "mit dem Herzen sprechen" bildet die Essenz des Kreisgesprächs. Wenn unsere Worte und auch unser Schweigen aus dem Herzen kommen entsteht eine fühlbare Weite und eine grosse Verbundenheit mit Anderen. Wir haften nicht an persönlichen Ueberzeugungen und philosophischer Reflexion. Wir nehmen die Wirklichkeit des Kreises als Ganzes wahr. Wir teilen die tiefste Wahrheit in diesem Moment.

    Mit dem Herzen hören.

    Die grundlegende Form des Kreisgesprächs ermöglicht es nicht sich gegenseitig zu unterbrechen. Dies bildet der erste Schritt für aufmerksames Zuhören. Mit der Praxis der anhaltenden Selbst-Beobachtung und Selbst-Wahrnehmung trainieren wir den ganzen Körper im bewussten Zuhören. Wenn das Zuhören innig und andächtig ist (wie die Quäker sagen) fühlt sich der Srecher oder die Sprecherin ermutigt. Es steigt die Verbundenheit, auch ohne Einverstanden sein mit den gemachten Aussagen.

    Das Sprechen ist so lange wie nötig, so kurz wie möglich.

    "In der Kürze liegt die Würze" oder "Being lean is the art".

    Spontanität.

    Uebe dich in der Absicht dich nicht vorzubereiten, was du sagen willst. Frage dich still: Dient es mir? Dient es dem Kreis? Dient es dem grösseren Ganzem?

    Nicht über das Feuer sprechen.

    Sprich nur von deiner eigenen Erfahrung. Teile nur deine eigenen Empfindungen mit. Halte keine Lehrreden und teile auch nicht dein intellektuelles Wissen mit. Die Kerze in der Mitte schützt den Geist der Kinder, das heisst, wir sprechen nicht über das Feuer, wir geben keine Antworten, wir denken auch nicht über das Feuer, wir hören zu ohne zu urteilen.

    Beachte die Vertraulichkeit im Kreis. Alles was im Kreis besprochen und geteilt wird, bleibt im Kreis. Ausserhalb des Kreises wird nicht mehr über die geteilten Aussagen diskutiert. Dies kreiert einen sicheren, liebevollen Ort um sich angstfrei zu öffnen.

    Weitere Lektüre zum Download:

  • Das Universum und sein Zusammenwirken lässt sich anhand von verschiedenen Modellen anschaulich machen und analysieren - und die meisten großen Kulturen, Religionen und auch die Naturwissenschaften arbeiten mit dem einen oder anderen Modell. Im Judentum ist es z.B. der Lebensbaum der Kabbala mit seinen 10 Sephiroth, welcher das Zusammenspiel der universalen Kräfte darstellt. In den Ursprungsländern des Buddhismus ist dies die Anordnung der fünf Elemente und aus der tibetisch-buddhistischen Tradition entstammt die Arbeit mit den sog. Fünf Buddhafamilien "Buddha" (Spiritualität, der Bezug zur Stille), "Vajra" (Training, Klarheit und Intelligenz), "Ratna" (Ressourcen, die Grundlage unseres physischen Seins), "Padma" (Integration, heilt vermeintlich weit zerstreute Teile unseres Lebens zu einem Ganzen) und "Karma" (Soziales Handeln, Einsein mit dem Leben). So spiegelt sich die Arbeit des ZenPeacemaker-Kreise im Lehrwerk, in den Gremien und häufig auch in der Darstellung anhand dieses Mandalas, der fünf Buddhafamilien.

  • Der Begriff Soziokratie ist von den Lateinischen und Griechischen Wörtern socius (Begleiter) und kratein (regieren) abgeleitet. Die Gleichberechtigung wird im Unterschied zur Demokratie nicht durch den Grundsatz "Ein Mensch - eine Stimme" verkörpert, sondern durch den Grundsatz, dass eine Entscheidung nur getroffen werden kann, wenn niemand der Anwesenden einen schwerwiegenden und begründeten Einwand dagegen hat.

    Soziokratie gibt der Mehrheit in Gruppenentscheidungs-prozessen weniger Macht und dem Einzelnen mehr Macht als die Demokratie. Daher wurde sie von ihren Begründern als der nächste Schritt nach der Demokratie gesehen (siehe auch Global website of the sociocratic centers). Die Erfordernis eines Konsenses macht die Soziokratie (außer in kleinen, homogenen Gruppen) anfällig für politische Lähmungen: ein Einzelner kann mit einem entschlossenen begründeten Einwand jede Entscheidung blockieren. Um dieses Problem zu verringern, wird nicht gefragt, ob jeder zustimmt, sondern ob jemand dagegen ist (was eine psychologische Hürde erzeugt). In einigen Formen der Soziokratie reicht eine bloße Missbilligung des Antrages nicht aus, sondern man muss ein triftiges Argument vorbringen. Soziokratie beruht daher nicht auf dem Konsensprinzip, sondern auf dem Prinzip des Consent (Einverständnis), was bedeutet, dass sich nicht alle Teilnehmer einig sein müssen.

    Weiterführende Literatur zum Download:

Unsere kleine Bibliothek

Die Besprechungen der einzelnen Bücher spiegeln unsere Themen und Auseinandersetzungen.

  • Eine kurze Darstellung und Dokumentation für den Anfängergeist. Falls Sie ein wichtiges Buch vermissen, dann schreiben Sie uns eine Nachricht. Die Liste mit den wichtigsten Büchern steht zum Download bereit.

Lasst Meister Dogen das letzte Wort halten:

Der Dharma ist reichlich vorhanden in jeder Person, aber ohne Übung, findet er keinen Ausdruck; ohne Verkörperung ist er nicht erreicht.